Licht und Schatten – Gemeinsam wachsen in einer spirituellen Gemeinschaft
von Asha Kloss und Ocean David Alexander
In unserer Gemeinschaft in Aloha am See verstehen wir den Schatten als integralen Bestandteil des menschlichen Seins, den es zu akzeptieren, zu erforschen und zu heilen gilt. Das Wechselpiel von Licht und Schatten in unserem Inneren steht in unserer Aufmerksamkeit und wird nicht verdrängt, nein es ist ein zentrales Thema für unsere Heilarbeit, das die Grundlage für die gemeinsame spirituelle Reise bildet.
Die Sonne strahlt in mein Gesicht. Magdalena sagt: „Dreht euch der Sonne zu, dann liegt euer Schatten hinter euch.“ I love it. Lächelnd blinzele ich in das gleißend helle Licht und atme „Bewusstsein“ in meine Zirbeldrüse, öffne beim Einatmen die Arme weit und verbinde mich mit dem Kosmos. Beim Ausatmen umarmen wir „Alles was ist“ in uns. Während dieser kleinen Übung auf dem schneebedeckten Feld mit Blick in die Weite der Winterlandschaft wird mein Verstand ruhig. Frieden und Liebe breiten sich in mir aus. So einfach geht das. So leicht lässt sich die Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt bringen, wo ich einfach nur da bin und das Sein genieße.
Naja, wenn es nur im Alltag immer so einfach wäre, im inneren Frieden und in meiner Mitte zu sein. Zumindest ist es gerade jetzt leicht, in diesem kostbaren Moment mit meiner Gemeinschaft hier auf der Wiese zu stehen, die kalte Luft zu riechen, die Sonne auf der Haut zu spüren, dem Wind in den Bäumen zu lauschen und mich rundum einverstanden und lebendig zu fühlen.
Jede für sich und doch gemeinsam gehen wir Schritt für Schritt auf dem Trampelpfad an der Pferdekoppel langsam den See entlang zurück „nach Hause“. Zu Hause, das ist die kleine spirituelle Gemeinschaft Aloha am See, in der wir seit 2016 am Rande des ruhigen Ortes Wusterwitz in Brandenburg leben.
Leben in Gemeinschaft bedeutet, tagtäglich viel stärker mit den eigenen Licht- und Schattenanteilen in Kontakt zu sein, als ich es aus meinem früheren Leben in der Großstadt kannte. Meine Mitbewohner spiegeln mir sowohl meine Stärken, als auch meine unliebsameren inneren Anteile.
Inmitten unseres kollektiven Bewusstseins erkennen wir, dass Konflikte unausweichlich sind; doch wählen wir den Weg des Friedens, indem wir uns gemeinsam unseren Schattenseiten stellen. Wir glauben daran, dass der Schatten nicht verdrängt, sondern angenommen und durchleuchtet werden muss, um wahre Ganzheit zu erfahren. So sehen wir den Schatten nicht als Feind, sondern als Spiegel unserer inneren Prozesse. Konflikte dienen uns als Wegweiser, die uns aufzeigen, wo wir uns selbst noch nicht angenommen haben. Sie weisen den Weg zu innerer Integration und Heilung.
Das Gegenüber als Spiegel zu betrachten hilft mir, mich selbst immer besser kennenzulernen und mich und andere anzunehmen, unvollkommen vollkommen, wie wir eben sind. Wenn ich von jemandem genervt bin, frage ich mich: „Kenne ich dieses Verhalten von mir selbst?“ und bemühe mich, der Situation mit Verständnis und Mitgefühl zu begegnen. So kommen auch die Schattenseiten mehr und mehr in den Frieden, je öfter sie erleben, liebevoll angenommen zu werden. Das Aufbäumen der Emotionen wird milder, die Dramen flauen ab. Durch Hinschauen bringen wir Licht ins Dunkel des Unbewussten und werden zunehmend ganzer, mehr wir selbst. Durch das Annehmen des Schattens und das Teilen unserer individuellen Erfahrungen können wir eine tiefe Verbindung untereinander herstellen und gemeinsam wachsen.
Der Abwasch als spirituelle Übung
Nach unserem meditativen Spaziergang wartet in der Küche der Abwasch. Berge von Töpfen, Pfannen und Geschirr türmen sich auf. Mein Verstand will rebellieren. Hätten das meine Mitbewohner nicht bereits vor unserem Meditationsnachmittag erledigen können? Statt mich länger zu ärgern, erinnere ich mich an das Wu-Wei Prinzip, nach dem wir in Aloha am See den Alltag gestalten. Wu-Wei kommt aus dem Daoismus und bedeutet in etwa „Tun aus dem Nichtstun“. Es geht davon aus, dass die Dinge ohne Anstrengung im Einklang mit dem Großen Ganzen durch uns geschehen, ohne Übereifer und Aktionismus, sondern natürlich und spontan. Alles im flow sozusagen. Alles zu seiner Zeit. Die Zeit ist heute an mir. Ich ziehe meine Schürze an, krempele die Ärmel hoch und mache mich ans Spülen. Es dauert gar nicht lange, und Devika kommt dazu, ein Liedchen auf den Lippen. Gemeinsam spült es sich noch leichter.
Es ist von grundlegender Bedeutung zu begreifen, dass der Schatten nicht eliminiert werden kann, sondern dass seine Existenz uns daran erinnert, dass wir auf einer ständigen Reise der Selbstentdeckung sind. Wir haben erkannt, dass der Schatten oft in Form innerer Saboteure agiert, die uns davon abhalten, unser volles Potenzial zu entfalten. Durch systemische Aufstellungsarbeit bringen wir diese Schattenaspekte auf die Bühne unseres Bewusstseins. Wir begegnen dem inneren Saboteur, sehen, welche Auswirkungen sein freies Agieren hat, und erkennen, welche Heilung er benötigt.
Indem wir den Schatten nicht nur als individuelles, sondern auch als kollektives Phänomen betrachten, erfahren wir eine tiefgreifende Transformation. Wir verstehen, dass die Heilung des einzelnen Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hat. So wird zum Beispiel die Aufstellung des inneren Saboteurs zu einer kraftvollen Zeremonie der Selbstreflexion und des gemeinsamen Heilungsprozesses.
In einer Gemeinschaft zu leben, bietet ein großes Potential zum Wachstum und zum Glücklichsein: Meditation, Bewusstseinsforschung, Sharings, Körperarbeit und Massagen, Holotropes Atmen, Supervision, tantrische Heilungsrituale, wertschätzendes und ehrliches Miteinander, Singen und Tanzen – das sind einige der Werkzeuge, die wir nutzen, um gemeinsam weiter zu wachsen, das Leben zu feiern und mehr und mehr zu genießen.
Die Akzeptanz des Schattens und die bewusste Auseinandersetzung damit ermöglichen es uns, im Licht zu stehen. Wir erkennen, dass Licht und Schatten untrennbar miteinander verbunden sind und einander ergänzen. Die Bereitschaft, den Schatten anzunehmen, führt zu einer tieferen Selbstliebe und Mitgefühl für andere. In unserer Aloha-Gemeinschaft haben wir gelernt, dass der Weg des Lichts nicht bedeutet, den Schatten zu leugnen, sondern ihn liebevoll zu umarmen. Indem wir die Schattenanteile heilen, schaffen wir Raum für wahre Entfaltung und Harmonie – sowohl in uns selbst als auch in unserer Gemeinschaft.
über uns:
Ashakura Kloss
ist Heilpraktikerin für Body-Enlightenment und Hypno-Therapeutin in Berlin und Wusterwitz. Sie hat mit Ranjita (Dr. Heide-Maria Koubenec) die spirituelle Gemeinschaft Aloha am See – Zentrum für Lebensfreude gegründet und leitet dort den Seminarbetrieb.
Kontakt
Infos zur Gemeinschaft Aloha am See – Zentrum für Lebensfreude unter aloha-am-see.de
Ocean David Alexander
ist Heilpraktiker für Psychotherapie, Heartlistener und Massagetherapeut. Er bringt jahrelange Erfahrung in Körpertherapie mit und habe zusätzliche Ausbildungen u.a. in Integrativer Psychotherapie.
Mehrere Jahre hat er auf Hawaii gelebt und dort verschiedene Hawaiianische Massagetechniken gelernt.
Seit 2023 lebt er in der spirituellen Gemeinschaft Aloha am See in Wusterwitz und ist dort im Gesundheitszentrum tätig.
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Infos zur Gemeinschaft Aloha am See – Zentrum für Lebensfreude unter aloha-am-see.de